Lichtenstein, 21. August 2024 – Am 24. Juli 2024 hat Fuchshuber Techno-Tex seinen vierzigsten Geburtstag gefeiert: An jenem Julitag im Jahre 1984 gründete Friedrich Fuchshuber sein Unternehmen in Lichtenstein-Unterhausen. Bei der Jubiläumsfeier von Fuchshuber Techno-Tex, das seit einigen Jahren zur belgischen Concordia-Gruppe gehört, war der Gründer als Ehrengast mit dabei. Er nahm seine Zuhörer mit zu den Wurzeln, der Schutzkleidung für den Fechtsport, und erläuterte den Weg zur heutigen Ausrichtung von Fuchshuber Techno-Tex: textile Hochleistungsartikel, sowohl für den Körperschutz als auch für technische Anwendungen.
Der Name an der Tür
„Ihr Name begleitet uns täglich“, stellte Rüdiger Reuter, Geschäftsleiter von Fuchshuber Techno-Tex schmunzelnd fest, als er bei der Jubiläumsfeier den Unternehmensgründer vorstellte. „Egal, ob wir uns am Telefon melden oder ein Angebot mit unserem Briefkopf drauf abgeben: Fuchshuber ist immer mit dabei.“
Möglichkeit trifft Gelegenheit: Fechtanzug aus Strickware
1984 gründete Friedrich Fuchshuber, ausgebildeter Industrie-Kaufmann und Diplom-Ingenieur für Textil- und Verfahrenstechnik das Unternehmen Fuchshuber Techno-Tex GmbH. Sein bisheriger Arbeitgeber, die Baumwollspinnerei in Unterhausen (BSU AG), wurde durch einen neuen Gesellschafter liquidiert und die Produktion nach Franken verlagert. Fuchshuber war damals Prokurist in der Geschäftsleitung und erfüllte sich mit der Gründung des eigenen Unternehmens einen lange gehegten Wunsch.
Den Bedarf hatte der Unternehmer schon im Blick: Anzüge für die Fechtindustrie, die bis dato aus Webware bestanden und wenig Bewegungsfreiheit boten. Zudem war der Durchstoßwiderstand von 800 Newton noch nicht fest definiert. Genauso wenig wie das entsprechende Prüfgerät, wie sich Friedrich Fuchshuber erinnert: „Man hat einen Säbel eingespannt, mit der Ware darauf geschlagen - und dann gab es ein Loch.“ Zumindest anfangs. Friedrich Fuchshuber blieb hartnäckig und verbesserte das Material so lange, bis es kein Loch mehr gab. „Das war ein Durchbruch,“ so Fuchshuber. Im gleichen Zug entwickelte das Textilforschungsinstitut Denkendorf ein Prüfgerät und fixierte den Durchstoßwiderstand.
„Die Hose flog quer durch den Raum“
Bei den Sportlern selbst brauchte Fuchshubers Fechtbekleidung keine standardisierte Prüfung zu bestehen. Der Unternehmer erinnert sich, wie er in Tauberbischofsheim im Fechtzentrum seine Fechthose aus elastischer Strickware vorstellte und ein anderes Unternehmen dasselbe Produkt aus einer Webware. Der damalige Fechttrainer Emil Beck reagierte eindeutig, so Fuchshuber: „Er warf die gewebte Hose quer durch den Raum und rief: ‚Ich lasse meinen Fechtern doch nicht die Extremitäten abschnüren!‘“
250.000 Handschuhe für die US Army
Schutzkleidung hat ihren Platz nicht nur im Sport, das war Fuchshuber schnell klar. Auch Polizei, Grenzschutz, Feuerwehr, Katastrophenhelfer und natürlich die Bundeswehr brauchen schnitt- und durchstoßfeste, schwer entflammbare, widerstandsfähige und nicht zuletzt komfortable Schutzbekleidung.
Geschäftliche Beziehungen zu DuPont, Hersteller verschiedener Hochleistungsfasern wie Nomex® und Kevlar®, hatte Friedrich Fuchshuber bereits. Auch die Aufträge ließen sich finden – und stellten das junge Unternehmen des Öfteren vor große Herausforderungen: So bestellte die US Army 250.000 Fliegerhandschuhe. Friedrich Fuchshuber erinnert sich: „Ich hatte schlaflose Nächte, als wir auf den vereinbarten Liefertermin zuliefen, die Ware aber die Anforderungen hinsichtlich Brennverhalten nicht erfüllen konnte. Gleichzeitig verarbeiteten unsere Konfektionäre das Material schon weiter, wir hatten schließlich Zeitdruck.“ Am Ende zeigte sich, dass der gewünschte Farbstoff für das Brennverhalten verantwortlich war und damit außerhalb der Fuchshuber‘schen Verantwortung lag. „Der Gesamtauftrag wurde daher abgenommen – eine große Erleichterung für uns alle.“
Strickerei im Kuhstall
Neben einer zuverlässigen Spinnerei, mit der Fuchshuber bereits zusammenarbeitete, war die eigene Strickerei ein zentraler Baustein der virtuellen Vollstufigkeit, wie sie Fuchshuber im Sinn hatte. Gefunden hat er sie auf der Schwäbischen Alb, in einem „getünchten Kuhstall, in dem kurz zuvor noch die Kühe gestanden hatten.“ Die Rundstrickmaschinen des Landwirtes gingen später in eine Strickerei in Balingen ein, die Fuchshuber nach deren Insolvenz im Jahr 2010 übernehmen konnte. Die Färberei und Ausrüstung stellte eine weitere Stufe der Wertschöpfungskette dar. Integrieren konnte Friedrich Fuchshuber auch die Konfektion über Partner in Tschechien und Bulgarien. So gelang es dem Unternehmer, Schutzausstattungen unter dem prägnanten Eigennamen zu vermarkten.
Fuchshuber als Teil der Concordia Gruppe
Im Jahr 2016 veräußerte Friedrich Fuchshuber sein Unternehmen an die Concordia-Gruppe. Möglichen Nachfolgern, namentlich seinen Söhnen, hatte er selbst von einer Karriere in der Textilindustrie abgeraten. Zustande kam die Verbindung zu Concordia über den Faserhersteller DuPont. „Das war aus mehreren Gründen eine sehr gute Lösung“, ist sich Friedrich Fuchshuber sicher. Für die Belegschaft in Lichtenstein ergab sich ein nahtloser Übergang, da die Arbeitsplätze sowohl in der Verwaltung in Lichtenstein als auch in der Strickerei in Balingen-Frommern erhalten blieben. Dasselbe galt für langjährige Kundenbeziehungen und wertvolles Know-how. „Für die Concordia brachte Fuchshuber mit seinen technischen Textilien auf Strickbasis eine wertvolle Ergänzung für deren Portfolio. Die Durchsetzungsfähigkeit von Concordia in diesem Markt ist viel größer geworden.“
Concordia ist durch die eigene Webwarenherstellung seit vielen Jahren in den Marktsegmenten Militär und Polizei engagiert. Mit der Strickware von Fuchshuber wurde deren Programm ideal abgerundet.
Vielfältige Einsatzbereiche für Schutzkleidung
Heute beschäftigt Fuchshuber rund 14 Mitarbeiter, vier davon in der hauseigenen Strickerei in Balingen. Blickt man – im Sinne der virtuellen Vollstufigkeit – auf die gesamte Wertschöpfungskette, so bringen rund 60 Menschen ihre Arbeit ein.
Rund ein Drittel der Produktion verarbeitet Fuchshuber selbst und beliefert insbesondere Polizeikräfte und Feuerwehren mit Vlies- und Grob-Piqué-Strukturjacken oder Unterwäsche mit Flammschutz. Flammschutzhauben, die unter dem Helm getragen werden, sind ebenfalls eine Eigenentwicklung von Fuchshuber. Unter der Eigenmarke Cutex vertreibt Fuchshuber Bekleidung für die glas- und metallverarbeitende Industrie: Sie ist schnitt- und stichfest und besteht aus hitzebeständigem Aramid.
Der Großteil der Fuchshuber-Spezialgestricke geht an Partner, die sie in Anzügen, Hosen oder Handschuhen einsetzen. Der Kundenkreis umfasst Bundeswehr, Polizei und Spezialkräfte genauso wie Feuerwehren. Auch der Sportbereich trägt weiterhin Fuchshuber: Eishockey-Spieler, Eisschnellläuferinnen oder Skirennsportler wollen gegen Schnitt- und Schürfverletzungen geschützt sein. Ein kleiner, durchaus prägnanter Anwendungsbereich ist die Psychiatrie, die bissfeste und schnittsichere Materialien für die Herstellung von Zwangsjacken nachfragt.
Fuchshuber gehört mit seinem Portfolio zu den führenden Anbietern in Europa. Das Unternehmen trägt etwa 6 Millionen Euro Umsatz zur Concordia-Gruppe bei, die 2023 einen Umsatz von 100 Millionen Euro generierte.
Über Fuchshuber Techno-Tex GmbH
Die Fuchshuber Techno-Tex GmbH stellt textile Hochleistungsartikel für den Körperschutz sowie zur technischen Anwendung her. Das Portfolio umfasst die Cutex-Kollektion für Stich- und Schnittschutz, Hitze- und Flammschutz, technische Hochleistungsgestricke für den Einsatz in Krankenhäusern und Psychiatrien sowie High-Performance Fabrics für kundenindividuelle Anwendungen. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Lichtenstein bei Reutlingen und beschäftigt rund 14 Mitarbeiter. Gegründet wurde Fuchshuber Techno-Tex im Jahr 1984 von Friedrich Fuchshuber. Seit 2017 gehört die Fuchshuber Techno-Tex zur belgischen Concordia-Gruppe, die unter ihrem Dach die Sparten Arbeitskleidung, Mode, Bettwäsche und Speziallösungen vereint.